Der URI wird auf die Vorschauseite aufgelöst und scheint selbst nicht wirklich als Entität mit eigenen Prädikaten aufgefasst zu werden. Es ist wohl recht regelmäßig der Fall, dass bei Digitalisaten zwar eine Art von Permalink angegeben ist, bei dem jedoch nicht klar ist, wofür er als URI steht. Das müsste einem ja angesichts der Bestrebungen zu Knowledge Graphs in den NFDIs irgendwann auf die Füße fallen.
Im LOD-Kontext schiene es mir durchaus plausibel, auch das Digitalisat in RDF zu modellieren, um dadurch Aussagen über das Digitalisat, das Verhältnis zur Druckvorlage und zu anderen Ressourcen wie den IIIF-Manifesten etc. präzise formulieren zu können.
Prinzipiell in die Richtung dessen, was ich suche, geht die DNB, die Digitalisat und Druckvorlage als distinkte Entitäten (vom Typ bibo:Document) modelliert und über die Property rdau:P60469 (is electronic reproduction of) bzw. invers über rdau:P60083 (has electronic reproduction) verknüpft. Bsp.: https://d-nb.info/1000070883/about/lds . Das Datenmodell für die Digitalisate ist aber eher flach.
Nun würde mich interessieren, ob es Bibliotheken gibt, die die Modellierung der Digitalisate weiter treiben, also z.B. auch beschreibende IIIF-Manifeste und METS-Dateien verzeichnen oder sogar die Struktur des Digitalisats in RDF modellieren.
Ist ein Identifier in Form eines HTTP-URIs verfügbar, muss geprüft werden, ob die Property owl:sameAs verwendet werden kann. Sie ist semantisch sehr ausdrucksstark, denn sie drückt absolute Gleichheit der beiden Ressourcen aus. Das bringt für die Nutzung der RDF-Daten den größten Mehrwert, hat aber verheerende Konsequenzen bei falscher Anwendung.
Ist nicht zweifelsfrei zu klären, ob ein URI tatsächlich für eine identische Ressource steht oder sie nur zum Thema hat (siehe Beispiele), darf die Aussage der absoluten Gleichheit auf keinen Fall erfolgen. In dieser Situation kann mit den Properties schema:sameAs oder umbel:isLike gearbeitet werden. Sie weisen auf die hohe Ähnlichkeit hin, sind jedoch semantisch so weich, dass keine problematischen Konsequenzen bei der Datennutzung (insbesondere beim Reasoning) entstehen .
(Musste schmunzeln, als ich jetzt von den „verheerenden“ Folgen der owl:sameAs-Nutzung las.)
Die RDF-Modellierung der DNB-Titeldaten basiert nach wie vor auf diesen Empfehlungen soweit ich weiß.
Danke für den Hinweis und den Hintergrund! Gasb es denn irgendwo auch Überlegungen, die Digitalisate in RDF zu beschreiben? Hintergrund der Frage ist der Eindruck, dass Permalinks auf Digitalisate gerne auch irgendwie als URI fungieren, die Entität, für die diese URIs stehen, aber etwas unterdefiniert sind. Für die allenthalben ins Kraut schießenden Knowledge Graphs müsste das dann ja ein Problem darstellen.
Dafür scheint es mal eine KIM-Gruppe Digitalisierungsmetadaten gegeben zu haben, die aber offenbar nicht so stark und lang aktiv war. Auf der Mailingliste ist gar nichts passert (außer die Erinnerungsmails zu KIM-Workshop und -Sitzung) und es gibt keine Empfehlung als Output, wenn ich das richtig sehe.
Dann gab es noch das Zertifikat Digitale Sammlungen, wo das ggf. Thema war. Ich habe bei beidem nicht mitgemacht und weiß nichts Genaueres. @Jana kann sicher mehr dazu sagen.
Da kann ich leider auch nicht weiterhelfen. Die KIM-Gruppe Digitalisierungsmetadaten hat sich anfangs mit dem Versuch einer Angleichung von Digitalisierungsmetadaten zwischen Archiven, Bibliotheken und anderen Kulturerbeeinrichtungen sowie unterschiedlicher Medientypen befasst, ist danach aber weitgehend eingeschlafen. Und auch die Standardisierungsbemühungen fanden vornehmlich im Kontext des DFG-Viewers bzw. der DFG-Praxisregeln statt und fokussierten daher auf METS/MODS, METS/TEI und EAD.
Eine RDF-Modellierung war dort also nie Thema, aber zumindest die Beobachtung, dass die als „Digitalisat“ adressierte Entität nicht eindeutig gefasst ist, hatten wir damals auch schon gemacht. Das Problem besteht nicht erst mit RDF bzw. Linked Data, sondern lässt sich auch schon an METS-Dateien bzw. der Katalogisierungspraxis feststellen:
Auch wenn es sich inzwischen durchgesetzt hat, das Digitalisat als eigene Entität zu katalogisieren, ist dies noch lange nicht überall gelebte Praxis. Und auch in den METS-Dateien der Digitalisate findet man ein wildes Durcheinander der Metadaten. Viele beschreiben primär das Digitalisat und referenzieren Metadaten der Vorlage in gesonderten Sektionen (z. B. mods:relatedItem[@type="original"]), bei anderen ist es umgekehrt - und bei manchen stehen alle Angaben auf einer Ebene wild durcheinander. It’s a mess!
Danke für diesen Einblick! Das bestätigt meinen Eindruck, dass hier noch viel Unschärfe in den Referenzen steckt. Sonderbar, dass das letztlich offenbar nicht stört. Wird interessant, ob das im Zuge der NFDIs und der Knowledgegraphisierung so bleiben kann.